Jugendliche stellen Erlebtes im „Kulturen-Express“ dar
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Der „Kulturen-Express“ hält in Ahlen. Nicht am Bahnhof, sondern im Juk-Haus. Er ist auch kein Zug, sondern ein Modellprojekt, das jungen Leuten sperrige Themen wie Zuwanderung und Herkunftskultur schmackhaft machen will. Das Ergebnis dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit dem vielschichtigen Komplex ist am Mittwoch, 18. Dezember, um 18.30 Uhr im Juk-Haus zu sehen.
„Wir wollen die Kompetenzen, die Geschichten und die Kulturen von zugewanderten Menschen erzählen und in einen Kontext bringen“, sagt Regisseur Gandhi Chahine. Zusammen mit Projektleiter Dirk Schubert vom „HeurekaNet“, einem freien Bildungs- und Forschungsinstitut, gefördert mit Mitteln des NRW-Familienministeriums, dem Kinderhilfswerk, der Westfaleninitiative, der Stadt und der Glückauf-Stiftung ging es im September an das Projekt.
Insgesamt rund 40 Jugendliche aus Ahlen haben eine musicalartige Collage aus Songfragmenten, Schauspielszenen und Tänzen entwickelt. Unterschiedliche Schwerpunkte gaben die Themen der Improvisationen vor. Geschichten der Herkunft und der Ankunft wurden von Eltern oder Großeltern erzählt. Diese Eindrücke nahmen die 14- bis 18-Jährigen auf und setzen sie künstlerisch um. „Dabei hatten sie freie Hand, ich habe nur Anregungen gegeben“, fügt Regisseur Chahine hinzu. Auf diese authentische Art werden die Generationen in das Stück eingebunden, dessen erste Absicht es ist, zum Nachdenken anzuregen.
Szenen wie diese kommen dabei heraus: Sevedea Janzen, Saranda Rumadani und Mehmet Yaren sitzen im Café. Saranda ist bedrückt und es kommt heraus, dass sie einen unbekannten Mann heiraten soll. Freundin Sevedea ist entsetzt. Als Mehmet ähnlich bedrückt erzählt, dass aus seinem Traum einer eigenen Wohnung nichts wird, ist die miese Stimmung komplett. „Warum macht ihr das denn?“, will Sevedea wissen. „Es ist eine Frage des Respekts und der Tradition“, stellt Mehmet klar.
Lebhaft gespielt und von tatsächlichen Geschichten ausgehend, schaffen die jungen Akteure ein Bild über unterschiedlichste Kulturen, Sitten und Traditionen.
Der Regisseur, dessen Eltern früher in Beirut lebten, teilt die persönliche Erfahrung. „Als ich aus Beirut nach Witten kam, fühlte ich mich in graue Vorzeit zurückversetzt – hier gab es ja nicht mal Hochhäuser“, erinnert sich Gandhi Chahine an seine Jugend in der Fremde. Sich auf die eigene Geschichte und die Kompetenzen zu besinnen und daraus Kraft und Selbstbewusstsein zu ziehen, ist der Anspruch des Stücks.
Autor Peter Schniederjürgen